Gaswerkareal, Bern

Jahr: 2021
Verfahrensart: Wettbewerb, 1.Preis
Zusammenarbeit: Camponovo Baumgartner Architekten, rk Studio architecture
Auftraggeber: Stadt Bern
Landschaft: Eder Landschaftsarchitekten
Verkehr: Rombo
Soziologie: Philippe Koch

Man sagt Geschichte sei der Teil der Zeit, die man zumeist nicht selbst erlebt habe. Im Falle des Gaswerk­areals in Bern, als zentrale Brache südlich des Marzilli­quartiers und in Sicht­weite der Bundeshaus­terrasse kommt hinzu, dass die Spuren der Zeit mit Aufgabe der namens­gebenden Gasfabrik auch ganz konkret entfernt wurden. Daraus aber zu schliessen hier auf einer unbe­rührten Parzelle, auf einer tabula rasa, etwas gänzlich vom zeitlichen und örtlichen Kontext Befreites hinstellen zu können, würde von willentlicher Geschichts­vergessenheit zeugen.

Wir wollen keinem Historismus das Wort reden, aber hier - im Schwemm­land der Aare - war bereits einmal «Ort»: grosse Volumen und hohe bauliche Dichte haben hier über Jahr­zehnte die gebaute Geschichte geprägt.

Ebenso zeugt der heute zunehmend vernach­lässigte Brücken­kopf von der zwischen­zeitlich erloschenen Begeisterung und einstigen Aufbruch­stimmung des Wirtschafts­booms der 1960’er und 1970’er Jahre, ist also im Ursprung ein grund­sätzlich auf positiver Konnotation gründender Ort der lediglich wieder wachgeküsst werden muss. Der Ausgangs­punkt des Neuen ist somit für uns im physischen und über­lieferten Bestand bereits angelegt und vorhanden.

Daran orientieren wir uns und wollen anknüpfen im Sinne eines Aufspürens eigen­ständiger Charak­teristika an den  spezifischen Orten der neu geplanten städte­baulichen Setzungen. Der Gefahr einer gefälligen und im Zweifels­fall beliebigen Allerwelts­modernität wollen wir mit einem konkreten, kontext­bezogenen und nur an diesem spezifischen Ort möglichem Berner Original entgegen­treten.